Beschreibung
Der Gero-Codex: Ein Juwel der Reichenauer Buchmalerei
Der Gero-Codex, um 969 auf der Insel Reichenau fertiggestellt, repräsentiert ein bedeutendes und ältestes Werk der Reichenauer Buchmalerei. In Auftrag gegeben vom Erzbischof Gero zu Köln, zeichnet sich die Handschrift durch 24 prächtige ganzseitige Miniaturen und zahlreiche kunstvoll gestaltete Initialen in Gold und Silber aus, was ihr einen überragenden künstlerischen und historischen Wert verleiht. Die UNESCO hat den Gero-Codex aufgrund seiner herausragenden Bedeutung in das Weltdokumentenerbe aufgenommen.
Einzigartiges Evangelistar
Der Gero-Codex ist das älteste erhaltene Exemplar aus dem Skriptorium der Abtei Reichenau und ein herausragendes Beispiel ottonischer Buchmalerei. Als prächtiges Evangelistar, vermutlich für den liturgischen Gebrauch im Kölner Dom bestimmt, ist es mit wertvollen Pigmenten, Tinten, Farbstoffen, Blattgold und -silber verziert. Es überliefert die karolingische Tradition der Buchkunst und begründet gleichzeitig eine neue künstlerische Tradition des Skriptoriums.
Ottonisches Meisterwerk
Hergestellt aus feinstem Pergament, präsentiert der Codex sorgfältig und meisterhaft in karolingischer Minuskel verfassten Text sowie Frontispizien in Capitalis Rustica. Sieben ganzseitige Miniaturen, eine historisierte Initiale und vier ganzseitige Zierinitialen zieren die Handschrift, ergänzt durch Hunderte kleinerer, aber ebenso prächtiger Initialen und Randdekorationen in Gold, Silber und kostbaren Farben.
Ähnlichkeiten mit dem Lorscher Evangeliar
Die Darstellungen der vier Evangelisten und die Maiestas Domini ähneln denen des Lorscher Evangeliars. Die Miniaturen des Gero-Codex sind jedoch schlichter und monumentaler, weniger perspektivisch und naturalistisch, mit Figuren, die mehr Raum einnehmen und sich durch Klarheit und Strenge auszeichnen, typisch für den ottonischen Stil.
Ganzseitige Miniaturen
Die Miniaturen zeigen jeden Evangelisten mit seinem Symbol, während er sein Evangelium verfasst. Die Maiestas Domini zeigt Christus, umgeben von einem prächtig ornamentierten Ring mit den vier Evangelistensymbolen. Zwei Widmungsminiaturen zeigen Gero und den Mönch Anno, die die Handschrift überreichen.
Geheimnisvolle Provenienz
Der Gero-Codex war wahrscheinlich für den Kölner Dom bestimmt und blieb dort jahrhundertelang. Mitte des 18. Jahrhunderts verschwindet er aus den Aufzeichnungen, bis er Anfang des 19. Jahrhunderts als "Gemaltes Buch von Wedinghausen" wieder auftaucht. Landgraf Ludwig I. von Hessen-Darmstadt erwarb die Handschrift 1803, und seit 1948 wird sie in der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt aufbewahrt.
Details
Typ
Genre
Buch
Religiöse Werke
Herkunft
Jahr
Deutschland
969


